Das bringt das neue Inkassogesetz – und aus diesen Gründen wird KI im Forderungsmanagement jetzt noch wichtiger

Von: Daniela Gaub, Senior Legal Counsel, PAIR Finance

Gute Nachrichten: Ab dem 1. Oktober 2021 sinken die Inkassokosten für Verbraucher*innen in Deutschland. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung. In diesem Artikel erklären wir die neuen Regeln, ihre Vorteile für säumige Zahler*innen und was sie für unsere Geschäftskunden und den Inkassomarkt bedeuten.

Worum geht es?

Es gibt viele Gründe, warum Menschen Rechnungen dauerhaft nicht bezahlen. Fast die Hälfte derer, die von einem Inkassounternehmen kontaktiert wird, hat schlichtweg vergessen ihre Online-Bestellung oder Versicherung zu bezahlen. Inkassokosten sind dann doppelt ärgerlich. Bislang galt: Je kleiner die Forderungssumme, desto höher die Kosten im Verhältnis dazu. Forderungen bis zu 500 Euro standen auf einer gemeinsamen Wertstufe und lösten in der Regel Kosten in der Höhe der sogenannten Geschäftsgebühr von 1,0 oder sogar 1,3 aus. Dies führte zu Inkassokosten in Höhe von 49 – 63,70 Euro (zzgl. Auslagen). In drastischen Fällen fielen die Inkassokosten damit höher aus als die ursprünglich zu zahlende Rechnungshöhe. Das ändert sich ab 1. Oktober 2021.

Wir bei PAIR Finance stellen uns seit jeher gegen hohe Inkassokosten und haben seit dem Start das Ziel, ein angemessenes Verhältnis zwischen einzuziehender Forderung und den Inkassokosten zu gewährleisten. Ein Vorteil für Verbraucher*innen: Sie zahlten bei PAIR Finance niedrigere Inkassokosten als im Branchenvergleich. Das neue Gesetz hat diesen Gedanken ebenso aufgenommen und ist daher, wenn man auf die gesamte Branche schaut, ein Schritt in die richtige Richtung. Der technologische Ansatz von PAIR Finance ermöglicht es weiterhin, auch bei geringeren Kosten nach wie vor den gleichen hoch-qualitativen und kundenorientierten Ansatz zu verfolgen.

Was ändert sich für Verbraucher*innen?

Konkret sieht das Gesetz eine Kostendeckelung für unbestrittene Forderungen vor, also Forderungen, denen Verbraucher*innen in Grund und Höhe zustimmen. So solen die Inkassokosten ab 1. Oktober maximal 0,9 betragen. Sie senken sich auf 0,5, wenn säumige Zahler*innen auf das erste Anfordern innerhalb von zwei Wochen bereits ihre Zahlung leisten oder eine Zahlungsvereinbarung treffen. Für Forderungen bis 50 Euro dürfen von nun an in der Regel Inkassokosten von bis zu 27 Euro aufgerufen werden. Mit der Reform werden also vor allem Konsument*innen entlastet, die kleine Beträge nicht gezahlt haben. Im Branchenschnitt senken sich die Inkassokosten um rund 30 Prozent.

Eine weitere Neuerung: Inkassounternehmen müssen in Zukunft schon beim ersten Kontakt genauer darüber informieren, in wessen Auftrag sie tätig sind und warum sie sich an die Konsument*innen wenden (auch die Adresse des Auftraggebers ist zum Beispiel zusätzlich anzugeben). Mit den Informationspflichten erkennen Verbraucher*innen noch besser, ob sie es mit einem seriösen Inkassounternehmen zu tun haben, ob die Forderung berechtigt ist und welche Auswirkungen ihre Handlungen haben. PAIR Finance macht das von Beginn an, um den Verbraucher*innen die Zuordnung der Forderung zu erleichtern und größtmögliche Transparenz zu gewährleisten.

Welche Folgen hat das Gesetz für die Inkassodienstleister?
Mit der Gesetzesreform erfolgt eine weitere Änderung: Inkassounternehmen werden mit Rechtsanwält*innen gleichgestellt. Viele Inkassodienstleister hatten das lange gefordert, denn die Inkassotätigkeit beider Berufsgruppen unterscheidet sich nicht. Nun wird die Kostendeckelung für Inkassounternehmen, die ihre Mandanten im Mahnverfahren vertreten, aufgehoben (bislang: 25 Euro). Mit dem neuen Gesetz dürfen nun Kosten des Inkassounternehmens für das Mahnverfahren auch in der Höhe verlangt werden, wie Rechtsanwält*innen es tun dürfen.  

Damit ergeben sich für Inkassounternehmen in Zukunft neue Einnahmepotentiale im gerichtlichen Mahnverfahren. Verbraucherschützer werden daher genau beobachten, ob Inkassounternehmen mit der Reform schneller als bisher mit Forderungen zum Gericht gehen. PAIR Finance positioniert sich sehr klar gegen diese Praxis und setzt neue Standards: Der Fokus von PAIR Finance liegt seit dem Start 2016 auf den individuellen Bedürfnissen von Verbraucher*innen und einer vorgerichtlichen Lösungsfindung. Genau das ist unsere Stärke und genau das werden wir auch nach Inkrafttreten des Gesetzes weiter fortsetzen. Der technologische Ansatz von PAIR Finance ermöglicht es, auch bei geringeren Kosten weiterhin den gleichen hoch-qualitativen und kundenorientiereten Ansatz zu verfolgen.

Als Vorreiter im verbraucherorientierten Inkasso arbeiten wir mit der Hilfe von intelligenten Algorithmen, psychologischem Wissen und auf jeden Menschen persönlich angepasste Mobile First-Bezahloptionen. Bei PAIR Finance erhält jeder Mensch ein maßgeschneidertes Angebot und findet so schneller die passende Lösung. 45 Prozent der säumigen Verbraucher*innen  können jedoch nicht direkt zahlen, haben kurz- oder langfristige Zahlungsschwierigkeiten. Auch hier machen wir individuelle Bezahlangebote und lassen säumigen Zahler*innen auch in Zukunft genug Zeit, um die passende Lösung zu finden. 

Was bedeutet das Gesetz für die Branche?

Nach Schätzungen von Branchenexperten werden die Gebühreneinnahmen für Inkassodienstleister im vorgerichtlichen Bereich branchenweit um einen zweistelligen Prozentsatz zurückgehen. Das gilt für Inkassodienstleister und Rechtsanwält*innen gleichermaßen. Ob alle Marktteilnehmer in der Inkassobranche den Wandel überstehen werden, wird tatsächlich von nicht wenigen bezweifelt.

KI-basiertes Inkasso wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, denn technologiegetriebenes Forderungsmanagement ist von den oben beschriebenen Einnahmerückgängen kaum betroffen. Große Call Center und Papierschreiben gehören im Inkasso der Vergangenheit an. Menschen erwarten auch im Inkasso einen “Mobile-First-Ansatz” und wünschen sich die Möglichkeit eines souveränen Umgangs mit ihrer offenen Forderung – ganz ohne überraschende Anrufe oder lästige Briefe. 

Was ändert sich für Geschäftskunden und warum wird KI-basiertes Inkasso wichtiger?

Für Finanzteams mit den Zielen schneller Rückführung und langfristiger Kundenbindung (CLV) gewinnen die neuen KI-basierten Inkassotechnologien ebenfalls an Bedeutung. Nur ein technologischer Ansatz ermöglicht künftig ein verbraucherzentriertes Inkassoverfahren: Säumige Zahler*innen möchten per Self-Service mühelos auf mobilen Geräten, Wearables und im Web mit geringstmöglichem Zeitaufwand ihre Forderung begleichen. Bezahlen sollte auch im Inkasso ohne Medienbruch per individueller Nachricht, Sendezeit und persönlichem Bezahllink jederzeit möglich sein. 

Nahezu 66 Prozent der Menschen, die eine Zahlung schulden, finden mit PAIR Finance bereits heute eine Lösung per Smartphone. Gleichzeitig bleibt der Wunsch, persönliche Unterstützung zu erhalten. Hierfür bedarf es einem telefonischen Kundenservice. Verbraucher*innen sollen die Möglichkeit haben, das beste aus “beiden Welten” zu erleben, eine digitale und konsumentenorientierte Abwicklung bei gleichzeitiger individueller Betreuung. 

Sie haben Fragen zum neuen Inkassogesetz? Hier entlang.

Über die Autorin: Daniela Gaub (37) verantwortet als Senior Legal Counsel die Bereiche Inkasso und Datenschutzrecht bei PAIR Finance. Die Volljuristin war zuvor Leiterin der Rechtsabteilung beim Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU). Seit 2013 leitet sie zudem als Dozentin bei der Deutschen Inkasso Akademie (DIA) Fortbildungen, vor allem mit zivil-, berufs- und datenschutzrechtlichem Fokus.

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