Mahnen bei Zahlungsverzug in den Niederlanden und Belgien – 14 Tage Zeit für Verbraucher*innen

Mahnen Niederlande Belgien

In Zeiten von steigenden Preisen für Energie, Lebensmittel und Wohnraum fällt es den Menschen in den Niederlanden und in Belgien zunehmend schwer, alle anfallenden Kosten zu stemmen. In vielen Fällen hat das zur Folge, dass Zahlungen versäumt oder nicht komplett abgeschlossen werden, was wiederum dazu führt, dass Unternehmen Verbraucher*innen wegen der ausstehenden Summen kontaktieren müssen.

In beiden Ländern wird sehr viel Wert auf den Verbraucherschutz gelegt und es ist gesetzlich jeweils genau vorgeschrieben, wie die erste, außergerichtliche Kommunikation erfolgen muss. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle finanzielle Situation der Niederländer*innen und Belgier*innen, den sogenannten WIK-Letter in den Niederlanden und den 14 Tage Brief in Belgien, der seit September 2023 dort Pflicht ist. 

Über die Hälfte der Menschen in den Niederlanden hat finanzielle Schwierigkeiten

Mehr als eine halbe Million Haushalte in den Niederlanden haben problematische Schulden und 60% der Niederländer*innen haben Mühe, über die Runden zu kommen, oder sind aufgrund hoher Fixkosten und steigender Ausgaben finanziell gefährdet (Deloitte, Universität Leiden & Nibud). Die Untersuchung zeigt auch, dass unter den jungen Erwachsenen im Alter von 18-35 Jahren im Jahr 2022 ganze 70% Zahlungsprobleme hatten. Fast ein Drittel der Niederländer*innen zahlt Rechnungen manchmal zu spät und noch mehr Menschen machen sich Sorgen um Geld. 

Wir merken immer öfter, dass vor allem kurzfristige Zahlungsengpässe bei Verbaucher*innen entstehen. Insbesondere darum ist es wichtig, den Konsument*innen zu signalisieren, dass wir ihnen als Inkassobüro mit Rat und Tat zur Seite stehen, um für alle Beteiligten eine schnelle und optimale Lösung zu finden. Unser digitaler Ansatz trägt dazu bei, Schamgefühle, die entstehen können, zu vermeiden. Mit uns muss niemand persönlich Kontakt aufnehmen, um z.B. eine Ratenzahlung abzuschließen, sondern kann das schnell und einfach online machen.

Daniela Straube, Country Head Benelux bei PAIR Finance

Mahnen in den Niederlanden – Der “WIK-Letter”

Wenn Verbraucher*innen in den Niederlanden in Zahlungsverzug kommen, müssen sie laut Gesetz seit 2012 den so genannten “WIK-Letter” als Mahnung erhalten. Darin wird Konsument*innen mitgeteilt, dass sie nun 14 Tage Zeit haben, um ihre offene Rechnung ohne zusätzliche Kosten zu begleichen, bevor Mahnkosten entstehen und der Inkassoprozess eingeleitet wird.

Die Bezeichnung WIK-Letter geht dabei auf das Inkasso Gebührengesetz (auf Niederländisch “Wet Incasso Kosten”, kurz “WIK”) zurück. Die WIK Verordnung legt genau fest, welche Kosten Verbraucher*innen in den Niederlanden im Inkasso bezahlen müssen. Der WIK-Letter trägt zwar das Wort Brief im Namen, kann aber auch in Form einer E-Mail versandt werden. Die 14 Tage-Regel gilt dabei für E-Mails genauso wie für Briefe.

Bevor Firmen ein Inkassounternehmen für offene Beträge in den Niederlanden beauftragen können, sind sie dazu verpflichtet, ihren Kund*innen den WIK-Letter zu senden. Alternativ können sich Unternehmen und Inkassodienstleister jedoch darauf einigen, dass das Inkassounternehmen den WIK-Letter an Stelle des Auftraggebers verschickt. 

Der niederländische WIK-Letter muss folgende Informationen enthalten:

– den ausstehenden Betrag oder Restbetrag
– die Info, dass Inkassokosten und gesetzliche Zinsen in Rechnung gestellt werden, wenn die Zahlung nicht innerhalb von 14 Tagen erfolgt
– die genaue Höhe der Inkassokosten
– die Frist, innerhalb derer die Forderung beglichen werden muss, bevor Kosten, Zinsen oder Entschädigungen geltend gemacht werden können

Auch in Belgien ist die finanzielle Lage der Menschen schwierig. Über 60% der privaten Haushalte in Belgien sind verschuldet (CEIC Data) und rund 64% der Belgier*innen haben Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen (Deloitte, Universität Gent & Argenta). Die Hälfte der belgischen Familien plant laut der genannten Umfrage von Deloitte finanziell nicht mehr als einen Monat vor und zu den ohnehin steigenden Preisen kommt, dass Belgien nach wie vor zu den Ländern mit den höchsten Steuern in Europa zählt. Alleinstehende Arbeitnehmer*innen ohne Kinder in Belgien, die einen Durchschnittslohn (3.486 € brutto) erhalten, müssen fast 52,3% ihres Einkommens für Steuern abziehen. 

Mahnen in Belgien – Neues Gesetz seit September 2023

In Belgien gelten seit dem 1. September 2023 neue Regeln für die Eintreibung von Forderungen gegenüber Verbraucher*innen. Das belgische Wirtschaftsgesetzbuch (Code de droit économique) gibt seit diesem Jahr vor, dass – ähnlich wie in den Niederlanden – ein 14-Tage-Brief an Verbraucher*innen mit Schulden geschickt werden muss. In Belgien trägt dieses Schreiben allerdings nicht den Namen WIK-Letter.

Das neue Gesetz zielt darauf ab, belgischen Konsument*innen ein höheres Maß an finanziellem Schutz zu bieten. Daher muss dieser Brief als erste Mahnung auch kostenlos sein. D.h., die belgischen Verbraucher*innen müssen die Möglichkeit bekommen, den offenen Betrag ohne zusätzliche Kosten zu begleichen. Erst nach einer festgelegten Zeit darf der Zahlungsverzug sanktioniert werden. Beim postalischen Brief sind das 14 Tage plus drei Tage Versandzeit. Bei der Mail bekommen Kund*innen zusätzlich zu den 14 Tagen nur einen Tag extra Zeit, um darauf zu reagieren. 

Die gesetzlichen Anforderungen in Belgien sind detailreicher als in den Niederlanden. Dort muss bei der ersten Mahnung z.B. immer angegeben werden, um welches spezifisches Produkt es geht, das nicht bezahlt wurde. 

Der belgische 14 Tage Brief muss folgende Informationen enthalten:

– den geschuldeten Betrag oder Restbetrag
– eine Beschreibung des Produkts, aus dem die Schuld entstanden ist
– die Höhe der Entschädigung, die verlangt wird, wenn die Zahlung nicht innerhalb der Frist von 14 Tagen erfolgt
– den Namen und die Unternehmensnummer des Gläubigerunternehmens
– das Fälligkeitsdatum der Schuld
– die Frist, innerhalb derer die Forderung beglichen werden muss, bevor Kosten, Zinsen oder Entschädigungen geltend gemacht werden können

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